Umfrage Teil 2
Knapp die Mehrheit (57,1%) der Befragten äußert sich positiv auf die Frage, ob sie daran interessiert sei, mehr über andere Religionen zu erfahren. Ein 42-jähriger evangelische Projektkoordinator erachtet dieses als besonders wichtig. Gerade für seinen Beruf in der TELC (Tamil Evangelical Lutheran Church) Kontakt mit Menschen anderer Religionen sagt er: „Um Menschen zu verstehen, muss man auch ihre Religion verstehen.“
Mit 76,9% weiß der Großteil der Befragten, unabhängig von dem Interesse, über andere Religionen zu lernen, etwas über Grundsätze und Regeln anderer Religionen. Die Informationsquellen bilden Freunde, Schule, Seminare, Bücher und Medien, wie Fernsehprogramme.
78,6% der Befragten tolerieren andere Religionen, sowie 71,4% diese ebenfalls akzeptieren. Auffällig ist, dass unter den Befragten, welche eine Toleranz gegenüber anderen Religionen verneinen, nur Christen sind, welche 50% der befragten Christen darstellen. Die Frage nach der Akzeptanz anderer Religionen verneinen zu 75% Christen und zu 25% Muslime – 50% der befragten Christen und 33,3% der befragten Muslime.
Für die evangelische Pastorin hingegen gehört zum Christsein dazu, andere Menschen mit ihren Religionen zu akzeptieren. Sie vertritt die Meinung, dass die Religionswahl jedermanns Freiheit sei. Als Leiterin einer christlichen Institution für junge Frauen, welche diese unabhängig von ihrer Religion aufnimmt, erläutert sie, dass sie Frauen anderer Religionen in ihrem Projekt niemals auffordere dem Christentum beizutreten. Bei Exkursionen sei es in Ordnung, wenn hinduistische Frauen des Projekts Tempel zum Gebet frequentierten. Auch für die hinduistische Computerlehrerin hat sie immer frische Blumen aus ihrem Garten als Opfergabe bereit. Ebenfalls für den evangelischen Projektkoordinator ist es selbstverständlich, andere Religionen zu tolerieren und zu akzeptieren. „Wir wachsen als Christen auf, wir lernen anderen Menschen unabhängig von ihrer Hautfarbe, Nationalität und Religion zu helfen.“ Er würde es niemals vertreten, Menschen dazu zu überzeugen, zu einer anderen Religion zu konvertieren. Der hinduistische Kaufmann erklärt, dass die Menschen in Indien von klein auf lernen würden, zu akzeptieren – genauso wie sie lernen zu ihren Göttern zu beten. „Eigentlich sind doch alle Religionen gleich.“, sagt er. Nur würden sie verschieden praktiziert, welches auch wieder sehr nah mit der Kultur des Landes verbunden sei. Als ursprünglich indische Religion habe der Hinduismus viele Elemente aus Indiens Kultur übernommen, welches er auch damit rechtfertigt, dass dem Hinduismus kein Begründer wie Mohammed im Islam oder Jesus im Christentum vorangeht. „Jeder folgt seiner Art und Weise des Lobpreisens und Betens. Da ist keines von diesen falsch.“
Für eine der evangelischen Kindergärtnerinnen sei Gottes Wort „Sei Christ“ von solcher Bedeutung, dass es für sie gegen eine Akzeptanz und Toleranz anderer Religionen spricht. Für sie sei es inakzeptabel, wenn Hinduisten ihre Gottheiten, teilweise in tierischen Inkarnationen, anbeten und bei religiösen Tempeltänzen Menschen als Gott agierten. Wenn eine Akzeptanz von Hinduisten gegenüber den Inhalten des Christentums bestehe, würde sie sich einverstanden erklären, für diese zu beten, aber den Hinduismus oder Islam als Religion zu tolerieren oder gar zu akzeptieren, könne sie nicht. Letzterem schließt sich eine weitere evangelische Kindergärtnerin an. Die 48-jährige, ebenfalls evangelische Kindergärtnerin betont, dass sie nur Menschen ohne deren, ihr fremden, Religion tolerieren und akzeptieren könne, denn sie seien von Gott gemacht.