Beobachtung Teil 2
In nicht touristischen Orten dominieren vermehrt hinduistische Götter die Windschutzscheibe der Busse.
Wenn Reisende private Busunternehmen wählen, können sie zwischen „Jesus Express“, „Sri Krishna“ und anderen wählen.
Eine weitere Beobachtung haben die Praktikantinnen auf den Weg in das Dorf des Kindergartens in Kiliyanur machen können. Da hält der Bus zwischendurch an, der Schaffner springt heraus, geht zum Tempel, holt sich seinen Segen ab und segnet danach den Bus.
Die Auslegung des Christentums in Tamil Nadu scheint für Außenstehende anders. Ein Beispiel dafür ist, dass eine Verfasserin bei einer Gebetsrunde mitgewirkt hat und ihr das Beten der Frauen sehr fremd war: Die mit ihrem Sari verschleierten knienden Frauen haben geschrieen, zum Teil geweint und die Hände wurden gegen Himmel erhoben.
Bei der Projektstelle handelt es sich um ein christliches Kinderheim, welches unter anderem auch hinduistische Kinder beherbergt. Diese werden jedoch streng christlich erzogen. Dabei muss immer wieder die Frage der religiösen Identität der Kinder gestellt werden.
Während sie in der Schulzeit im Heim viel über Jesus lernen und zu ihm beten, werden in den Ferien zu Hause hinduistische Götter verehrt und Feste gefeiert. Einige hinduistische Familien integrieren Jesus als Heiler in ihrer Götterwelt. Als ein Heimkind nach seinem Gott gefragt wurde, erwiderte es: „Meinst du meinen Hausgott oder den Heimgott?“
Die Kirche der TELC (Tamil Evangelical Lutheran Church) von Mayiladuthurai liegt direkt am Eingang des Geländes, sodass die älteren Mädchen diese passieren, wenn sie zur Schule gehen. Eine Verfasserin konnte die Beobachtung machen, dass einige der Schulkinder, die einen Hindupunkt tragen, diesen beim Erreichen des Geländes vor der Kirche abnehmen und sich im Anschluss daran vor der Kirche bekreuzigen und beten, bevor sie in das Kinderheim zurück kehren.
In einem englischsprachigen Gottesdienst in Tiruchirapally predigte der Pastor von den heilenden Kräften des Christentums. Er versuchte seine Botschaft der Gemeinde zu vermitteln, indem er von einer hinduistsichen, kranken Frau erzählte. Diese sei von Gebeten zu hinduistischen Göttern nicht geheilt worden, jedoch durch das Hören eines christlichen Radiosenders.