Praktischer Teil / Beobachtung
2.2. Praktischer Teil
2.2.1. Beobachtungen Teil 1
Im Verlauf ihres Aufenthaltes in Indien konnten die Autorinnen verschiedene interreligiöse Beobachtungen machen.
Im Urlaub traf eine der Verfasserinnen mit anderen Freiwilligen drei fröhliche, interessierte Inderinnen im Zug. Eine stellte sich als „Sister“ (Diakonisse) vor. Kurz darauf stellte sich heraus, dass die anderen beiden Frauen Hinduisten sind. Eine sehr Aufgeschlossene von ihnen erklärte, dass sie und ihre Freunde ab und zu die Kirche oder Moschee besuchen. Daraufhin erzählte sie, dass sie das Zusammenleben verschiedener Religionen in Indien als friedlich und bereichernd wahrnehme. Natürlich sehe sie auch die religiösen Konflikte, jedoch seien diese auf politische Konflikte zurückzuführen. „Individuell gesehen“, so ihre persönliche Meinung, kämen Menschen verschiedener Religionen gut miteinander aus. Die Freiwilligen erlebten eine interessante und aufschlussreiche Zugfahrt mit diesen Frauen.
Eine weitere erwähnenswerte Beobachtung hat eine der Verfasserinnen beim Nähprojekt im Women’s Centre gemacht. Dort arbeiten Christinnen, Musliminnen, Hinduistinnen und christlich erzogene Hinduistinnen miteinander. Einmal zückte eine der Frauen stolz ein Fotoalbum ihrer muslimischen Hochzeit, zeigte es allen Anwesenden, die es sich alle mit einer Selbstverständlichkeit sehr interessiert anschauten.
Zum hinduistischen Diwalifest haben die Verfasserinnen auch im christlichen Kinderheim Feuerwerkskörper mit den Kindern abgebrannt. Mit einer Selbstverständlichkeit wurde das Feuerwerk dafür eingekauft.
So wie in Deutschland vor Weihnachten die Straßen und Geschäfte überfüllt sind, geht es hier vor Diwali zu. Überall wünschte man den Praktikantinnen „Happy Diwali“ und ein Verkäufer sagte, dass er für sie zu seinen Göttern beten würde. So konnten auch sie an der festlichen und fröhlichen Atmosphäre teilhaben.
Im berühmten Rock-Fort-Tempel in Tiruchirappalli treffen alle Religionen aufeinander und selbst der Zutritt zu einem heiligen Teil des Tempels ist Nichthindus gestattet. Bei der religiösen Zeremonie bekommt jeder, der es wünscht, einen Hindupunkt und eine Blume.
In indischen Bussen sieht man Götter, die in Form von Aufklebern, Plaketten und Blinklichtern, z.B. auf der Windschutzscheibe, verewigt sind. Nicht selten prangen eine Moschee (Islam), Ganesch (hinduistischer Gott) und Jesus nebeneinander an der Scheibe.